Freizeit

Auf zwei Rädern zum Erfolg in Sport und Schule

SERIE: Manche Kinder balancieren schon mit drei oder vier Jahren ihre zweirädrigen Gefährte mit schlafwandlerischer Sicherheit. Zum Radeln als Sport finden viele dennoch erst mit 13, 14 oder später. Was aber für etwaige Erfolge gar kein Hindernis ist.

Kaum ein Sport ist so schnell erlernt wie Radfahren. Naturgemäß sind Eltern oder ältere Geschwister dabei, und das familiäre Vorbild ist der wohl wichtigste Ansporn. So war es auch bei Valentin Zobl. Im Vorjahr wurde der Oberösterreicher Meister in der U13, der untersten Altersklasse für junge Straßenfahrer. Das erste Idol war sein Vater Mario (Obmann des RC Lambach), heute ist es sein engerer Landsmann Lukas Pöstlberger, mehrfacher Staatsmeister und Etappensieger beim Giro d’Italia 2017.

Für Hobbys bleibt dem Oberösterreicher Valentin Zobl wenig Zeit – er träumt davon, einmal Radprofi zu werden.

Valentin Zobl
Alter:12
Verein: RC ARBÖ Grassinger Lambach
Erfolge:
1. Platz ÖM 2018 im Kriterium U13,
2. Platz ÖM 2018 im Straßeneinzel U13

 

„Das erste Rennen bestritt Valentin mit fünf oder sechs, drei Jahre später begann er mit vereinsmäßigen Training“, erzählt Mutter Monika. Einmal pro Woche gibt es Training in der Sport-NMS Schwanenstadt und fast jeden Tag einen Ausritt mit dem Vater. „Valentin ist ganz unrund, wenn kein Training möglich ist“, sagt seine Mutter, daher gibt es im Winter einen Rollentrainer im Keller. Das Radeln ist Valentins größte Leidenschaft, er vernachlässigt aber die Schule nicht. In Mathematik und Sprachen tut er sich leicht, wie der weitere Schul- oder Berufsweg aussieht, ist noch völlig offen, „da zeichnet sich noch nichts ab.“ Valentin träumt derweil von der Profi-Karriere.

Manchmal liegt es in den Genen

Letztere war bei Wolfgang Treitler auch einmal Thema, seit den 1980er-Jahren nimmt er an Radrennen teil, letztlich wurde er Theologie-Professor an der Uni Wien. Dass die beiden Töchter Julia (14) und Tamara (12) und ebenso Ehefrau Ulrike Rennen fahren, ist da wenig verwunderlich. Bei den Staatsmeisterschaften 2018 trat die gesamte Familie in der jeweiligen Altersklasse an. „Wir hatten statt einem Kinderwagen einen Kinder-Radanhänger für unsere Töchter, und später haben sie immer zugeschaut, was sich da abspielt, also wollten sie sehr früh selbst fahren.“ Julia trainiert seit zwei Jahren vier oder fünf Mal pro Woche, Tamara hat erst vor Kurzem Feuer gefangen. Zum Training fahren die Treitlers unter der Woche täglich meist 20 oder 30 Kilometer, am Wochenende können es schon 70 sein (oder man fährt gemeinsam zu Rennen).

Julia Hallwirth
Alter: 14
Verein: RC Schnecke Wien
Erfolge 2018:
Rang 1 ÖM Kriterium U14,
Rang 1 Hartberg

Tamara Hallwirth
Alter: 12
Verein: RC Schnecke Wien
Erfolge 2018:
Rang 7 ÖM U14 Straße,
Rang 3 Hartberg

Weltradsportwoche Hartberg 2018: Julia Hallwirth gewann, Schwester Tamara wurde Dritte.

Während andere Familien in den Semesterferien Skifahren gehen, fliegt die ganze Familie zum Radeln nach Mallorca, im Sommer gibt’s meist kombinierten Rad- und Badeurlaub. Profi-Ambitionen haben die Töchter nicht, sagt Vater Wolfgang, „und in der Schule sind sie viel besser, als ich selbst je war, sie haben im Gymnasium nur Einser. Ich dränge zu nichts. Denn ich kenne Fälle, wo ehrgeizige Eltern ihre Kinder quasi zerstört haben, und kenne zu viele, die nicht an die Spitze kamen und dann auch beruflich in ein tiefes Loch fielen.“

Viktoria Walcher
Alter: 15
Verein: Friesis Bikery Junior Racing Team, Steiermark
Erfolge:
Rang 3 ÖM Einzelzeitfahren U17

Georg Walcher
Alter: 13
Verein: Friesis Bikery Junior Racing Team, Steiermark
Erfolge:
Rang 5 Landescup Steiermark U15

 

Der Spaß steht auch für Georg Walcher im Vordergrund, sagt sein Vater Robert. „Georg hat mit sechs mit dem Mountainbike begonnen, aber nicht viel Ehrgeiz entwickelt. Mit elf ist er endgültig aufs Rennrad umgestiegen, in der Ebene fühlt er sich wohler.“ Da der 13-Jährige sich im Gymnasium sehr leicht tut, ist das tägliche Training kein Problem, und Georg lerne so auch, sich selbst besser zu organisieren. Er radelt oft mit dem Vater in einer Trainingsgruppe des Vereins, „aber ich pushe ihn nicht, denn er braucht genauso seine unverplante Freizeit.“ Schwester Viktoria ist ambitionierter, zählt zu den Besten ihrer Altersklasse, obwohl sie erst seit zwei Jahren Rennen bestreitet.

Spätberufene sind willkommen!

Was gar mein Nachteil sein muss, weiß Richard Kachlmaier, Jugend- und Mädchentrainer des Radsportverbands ÖRV: „Wir haben Späteinsteiger, die mit 16 oder 17 zum Straßenradsport stoßen. Oft sind es Ski- oder Ausdauersportler.“ Manche wechseln vom von jüngeren bevorzugten Mountainbike auf die Straße, weil bei ersterem Technik und Mut oft zu große Herausforderungen sind. Im Verband bemüht man sich daher, vor allem die meist getrennten Vereine für Straße und Mountainbike unter einen Hut zu bringen: „Wir ÖRV-Trainer sind uns einig: Eine Art ,Gesamtcup‘ und eine Einheitslizenz aller Disziplinen wären ideal.“

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