Bildung

Alles neu!

Vielen Kindern steht ein spannender Schulwechsel bevor. Gute Vorbereitung, Zuspruch und Geduld helfen, dass der Umstieg gelingt.

Die Aufregung ist an diesem Morgen besonders groß. Neuer Schulweg, neues Klassenzimmer, Lehrer und Mitschüler wird das Kind heute das erste Mal treffen. Plötzlich ist es der oder die „Neue“, gehört nicht mehr zu „den Großen“, sondern zu den Kleinsten in der neuen Schule. Ein Schulwechsel von der Volksschule in die Sekundarstufe, in eine neue Stadt oder ein anderes Bundesland ist ohne Frage aufregend für Kinder und Eltern. Aber auch ein Abenteuer für die Kinder, das besonders in der Vorpubertät Identität stiftet und die Kinder wachsen lässt.

Ist der Ruf erst ruiniert

Eine der größten Herausforderungen ist die Wahl der neuen Schule, denn das schafft die Voraussetzungen für alle weiteren Vorbereitungen. Corinna Geppert forscht am Institut für Bildungswissenschaften an der Uni Wien zum Übergang von der Volksschule in die Sekundarstufe. Sie fordert dazu auf, die eigenen Vorstellungen von Schultypen immer wieder zu hinterfragen: „Eltern sollten sich vom gesellschaftlichen Anspruch lösen, dass das Gymnasium das Erstrebenswerteste ist. Es ist viel wichtiger, dass sie zuerst die richtige Schule, nicht den Schultyp auswählen. Schulen haben Autonomie bei der Wahl von Angeboten und Schwerpunkten und sind bemüht, ein eigenes Profil zu entwickeln.“ Ob eine Neue Mittelschule (NMS) oder ein Gymnasium infrage kommt, hängt in erster Linie davon ab, welche Interessen und Talente die Kinder haben.

Doch genießt die ausgesuchte Schule überhaupt ein gutes Ansehen? Und ist das wirklich so relevant für mein Kind? Diese Fragen sind ganz normal, aber können die Realität verzerren. „Der Ruf der Schule ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Schulwahl. Er baut sich aber über lange Zeit auf und ändert sich dann kaum“, warnt Geppert. Es ist ein Teufelskreis, von dem Schulen mit gutem Ruf profitieren und in dem sich weniger angesehene Institutionen kaum rehabilitieren können. Klar, der Ruf einer Schule kann manchmal zum Sprungbrett werden, aber auch täuschen.

Selbst nachzusehen ist deshalb wirklich wichtig. „Einfache Dinge wie die Architektur des neuen Schulgebäudes können entscheidend sein, ob Kinder sich vorstellen können, mindestens vier Jahre dort zu verbringen“, erklärt Geppert. Ob die Kinder sich wohlfühlen und potenzielle Lehrer und Mitschüler sympathisch finden, sollte im Vordergrund stehen. Dafür bieten die meisten Schulen einen Tag der offenen Tür oder Kennenlerntermine an. Der gemeinsame Besuch ist eine zwanglose und aufregende Möglichkeit, die neue Schule genau unter die Lupe zu nehmen. Dort trifft man nicht nur Lehrer und potenzielle Mitschüler, sondern lernt auch kennen, wie sich die Schule positioniert und welche Aktivitäten sie neben dem regulären Unterricht anbietet.

Routine und Regeln

Mit der Wahl der Schule wurde ein Meilenstein geschafft. Viele Voraussetzungen für einen guten Schulwechsel liegen dann in der Verantwortung der neuen und alten Lehrenden. Sie machen den Wechsel im Idealfall so einfach wie möglich. Plötzlich haben die Kinder ganz viele neue Lehrerinnen und Lehrer, die nicht mehr mit „Du“, sondern mit „Frau Professor“ oder „Herr Fachlehrer“ angesprochen werden. Das sollten Kinder früh wissen, damit sie nicht gleich gemaßregelt werden und sich unsicher fühlen. Klare Regeln und Strukturen geben den Kleinen Sicherheit. „Es ist wichtig, auf einen geregelten Tagesablauf, ausreichend Schlaf und regelmäßige Mahlzeiten zu achten. Auch die Freizeit soll nicht zu kurz kommen“, bestätigt Claudia Leithner, die sich als Schulpsychologin in Salzburg mit den Herausforderungen von Schulwechseln auskennt.

Geduld üben

Egal ob der Wechsel wegen eines Umzugs oder des Volksschulabschlusses stattfindet: Gut informiert zu sein, grenzt Unsicherheiten ein. Den Schulweg zu üben und sich das Schulgelände mit der näheren Umgebung einmal anzusehen, schafft schon ein Stück Vertrautheit. Manchmal ist es leichter und die gesamte Volksschulklasse wechselt geschlossen in die Sekundarstufe. Kennen Kinder aber niemanden in der neuen Klasse, wird die soziale Kompetenz richtig gefordert. „Die Kinder müssen sich dann ihre Position in der Klasse erst erarbeiten“, so Geppert. Das heißt auch, die neuen Leistungsansprüche, Lehrpläne und Anforderungen kennenzulernen. Denn all diese Eindrücke und sozialen Gefüge können auf die schulische Leistung drücken.

Klar möchte man, dass sich die Kinder sofort gut einleben und die Noten und die Motivation stimmen. Das gelingt auch manchmal sehr gut, manchmal aber auch nicht. Jedes Kind geht anders mit umfassenden Veränderungen wie dem neuen Maß an Eigenverantwortung um. Einige stürzen sich begeistert auf die Fächervielfalt und die Herausforderungen, andere tun sich mit der Fülle an Eindrücken, neuen Menschen und Informationen etwas schwerer. Claudia Leithner empfiehlt deshalb, geduldig zu bleiben: „Es hilft in der neuen Situation, den Kindern Lob, Anerkennung und Zuversicht zu vermitteln und sie zu ermutigen und zu motivieren. Die Eltern dürfen sich auch in Gelassenheit üben. Die ganze Familie braucht Zeit für die Umstellung.“ Wie lange die Kinder brauchen, um sich umzugewöhnen, ist ganz individuell. Aufmerksames Zuhören und Zuspruch helfen dabei, die Entwicklung zu beobachten und ohne Panik auf Veränderungen zu reagieren. So können aus Sorge schnell Vorfreude und Neugier werden.

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