Bildung

10 hilfreiche Tipps, wenn Ihr Kind nicht lernen will

Die zehn Gebote des Lernens

Die 10 Gebote des Lernens

Weder Eltern noch Kinder sollten sich etwas vormachen: Lernen macht nicht immer Spaß. Doch es gibt Faustregeln, die garantieren, dass sich die Kids von klein auf ans lebenslange Lernen gewöhnen – und auch die Schule Freude macht.

Jeder macht Fehler. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern ganz besonders auch für Papa und Mama. Auch Erziehungsfehler gehören zum Familienleben.
„Vielleicht hilft dieser Gedanke weiter: Wenn Ihr Kind in einem perfekten Elternhaus mit perfekten Eltern aufwachsen würde“, stellt Ratgeber-Autorin Claudia Arp ein Gedankenexperiment an, „wie sollte Ihr Kind dann in einer unvollkommenen Welt zurechtkommen?“

Eltern, die im Nachhinein nicht so manches anders handhaben würden, wird man nirgendwo finden. Jeder würde später erkannte Fehler vermeiden
– und wieder andere Fehler machen.

Das Blabla vom „Ernst des Lebens“

Es ist auch ein weit verbreiteter Fehler, zu glauben, dass Schule und Lernen immer Spaß machen müssen. Von nichts kommt nichts. Einen anderen, mitunter folgenreichen Fehler machen viele Eltern aber bereits, wenn die Kleinen noch im Kindergartenalter sind: indem sie den Schulbeginn dramatisieren und vom „Ernst des Lebens“ reden, der mit Eintritt ins schulpflichtige Alter beginne.
Nicht immer ist Eltern auch bewusst, dass viele Grundsteine für späteren schulischen Erfolg – und oft auch für Misserfolg – bereits in frühester Kindheit gelegt werden.

Roman Wimmer, Pädagoge und Leiter des Nachhilfeinstituts effeff, ist sogar überzeugt, dass das Vermitteln grundlegender Achtung und Wertschätzung gegenüber dem eigenen Nachwuchs frühzeitig beginnt – und dass dessen spätere Sprachfertigkeiten bereits vor der Geburt unterstützt werden können. „Nimm ein Kind ernst – von Anfang an und erziehe es zur Sprache. Hör ihm zu, sieh es an, liebkose es. Wenn es zur Schule geht, vermittle ihm ein positives Bild davon. Wenn es in den Kindergarten geht, erzähl ihm Geschichten und lies ihm vor. Wenn es ein Kleinkind ist, sing ihm Lieder vor. Wenn es noch im Mutterbauch ist, spricht mit ihm“, rät Wimmer.

Selbstvertrauen weitergeben - Immer positiv bleiben - das hilft auch bei Lernschwierigkeiten

Selbstvertrauen weitergeben

Die Vorbildwirkung der Eltern ist in jedem Alter gegeben – und prägt fürs ganze Leben. Das gilt vor allem auch fürs eigene Selbstvertrauen. Wenn Eltern selbst von Selbstzweifeln geplagt werden, überträgt sich dieses mangelnde Selbstvertrauen oft unbewusst auf die Kinder. Kinder von selbstbewussten Müttern und Vätern haben es diesbezüglich leichter. Ratgeber- Autor David Arp  rät deshalb auch bei Schulproblemen:

„Bleiben Sie positiv! Einer unserer Söhne hat irgendwann mal ein Poster in sein Zimmer gehängt, auf dem stand: ‚Ob du glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht: Du hast Recht.“ Erfolg ist oft auch Einstellungssache. Er rät deshalb, aktiv nach Wegen zu suchen, wie sich Kinder ermutigen lassen.

Mehr von Claudia und David Arp: „Die entscheidenden „Lückenjahre“ vor der Pubertät“

5 Gebote für Eltern

01 Du sollst den Namen der Schule nicht achtlos aussprechen.

Interessiere dich für die schulischen Belange deiner Kinder. Sieh dich als Vermittler zwischen deinem Kind und dem Lehrer. Schlage dich nicht auf eine Seite, sondern habe Verständnis für beide Seiten und agiere nicht problemorientiert, sondern lösungsorientiert. „Lernen ist eine intime, interpersonelle Angelegenheit“, meint Nachhilfe- Profi Roman Wimmer: „Zerstöre die Brücke zwischen den Beteiligten nicht.“

02 Du sollst dein Kind achten – von allem
Anfang an.

Nimm dein Kind ernst von Anfang an und erziehe es zur Sprache. Hör ihm zu, sieh es an, liebkose es. Wenn es zur Schule geht, vermittle ihm ein positives Bild davon. Wenn es in den Kindergarten geht, erzähl ihm Geschichten und lies ihm vor. Wenn es ein Kleinkind ist, sing ihm Lieder vor. Wenn es noch im Mutterbauch ist, sprich mit ihm.

03 Du sollst nicht das Vertrauen brechen.

„Chill mal“, das solltest du dir nicht nur vom Nachwuchs sagen lassen, sondern auch selbst beherzigen. „Man muss nicht über jeden Schritt und Tritt in der Schule unterrichtet sein“, meint Roman Wimmer. „Kein Kind kann es leiden, kontrolliert zu werden.“ Zeige aber Interesse, dies bildet die Basis eines guten Vertrauensverhältnisses.

04 Du sollst deinen Kindern nicht die
Nerven rauben.

Was für Kinder gilt, gilt erst recht für Eltern! Wenn es in der Schule hakt, dann verlieren beide Seiten beim innerfamiliären Lernen die Geduld miteinander. Frage doch mal Bruder, Schwager, Schwester oder Schwägerin! Jemand anderer erklärt anders – und unvorbelastet.

05 Du sollst nicht um jeden Preis begehren
deines Kindes Schulerfolg.

Alles probiert, nichts geholfen? „Eine Lehre bietet auch gute Zukunftsaussichten“, sagt Roman Wimmer. „Die Matura ist es nicht wert, allen Beteiligten das Leben zu verderben.“

5 Gebote für Kinder

01 Du sollst an den Lernstoff glauben.

Verbinde die Schule mit deinem Leben: Zocker können oft besser Englisch; bau ein Baumhaus und berechne den Materialbedarf. Nicht alles interessiert dich, aber du kannst versuchen, für alles offen zu sein – das Wenigste am Lernstoff ist wirklich öd.

02 Du sollst den Sabbat nach dem Lernen
heiligen.

„Zehn Minuten Pause nach einer halben Stunde!“, das empfiehlt Nachhilfe-Profi Roman Wimmer. Dein Gehirn lernt auch nach dem Lernen weiter. Störe es dabei nicht, indem du in den Lernpausen auf dein Handy, in den Fernseher oder auf einen Monitor glotzt. Geh spazieren, beweg dich. Und das Beste: Dein Gehirn lernt auch im Schlaf! Schau dir die Vokabel nochmal an, bevor du zu Bett gehst.

03 Du sollst dein Lernen nicht im Keim
ersticken.

Das passiert, wenn dein Schreibtisch zum Sauhaufen verkommt, du deine Sachen nicht mehr findest und deine eigene Klaue nicht entziffern kannst. „Der allererste Schritt in Richtung positive Noten ist es, deine Schulsachen in Ordnung zu halten“, meint Roman Wimmer.

04 Du sollst deinen Eltern nicht die
Nerven rauben.

Ja, das gilt für dich genauso wie umgekehrt für deine Eltern. Wenn’s in der Schule hakt, dann verlieren beide Seiten beim innerfamiliären Lernen die Geduld miteinander. Probier’s doch mal mit einer Person von außerhalb! Ein Onkel oder eine Tante erklärt es anders. Und du fühlst dich durch sie vielleicht auch weniger genervt.

05 Du sollst nicht die Note begehren, die
dir nicht zusteht.

Soll heißen: Es wird dir nichts geschenkt. Setz dich endlich hin und hackl was.

„Grundvertrauen“ist die Basis für eine gute Beziehung und für Erfolg

„Grundvertrauen“ als Basis

Ganz wichtig dabei: zu vermitteln, dass Vater und Mutter uneingeschränkt hinter ihm stehen, was auch immer passiere. Dieses „Grundvertrauen“ ist auch in späteren Jahren, wenn Freunde und Gleichaltrige für die Kinder immer wichtiger werden, die alles entscheidende Basis.

„Eltern müssen wissen: Sie haben vielleicht das Gefühl, dass Sie Ihrem Kind nicht mehr so wichtig sind, aber Sie sind es dennoch.“ Natürlich spielen die Freunde einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. David und Claudia Arp raten, die wichtigen „Lückenjahre“ zwischen Schulbeginn und den turbulenten Jahren der Pubertät dazu zu nutzen um eine gesunde Beziehung zu Gleichaltrigen aufzubauen: „

Wir selbst haben uns in dieser Zeit bemüht, ein ‚Haus der offenen Tür‘ zu haben, in das unsere Kinder ihre Freunde jederzeit mitbringen konnten. Wir haben uns bemüht, ihre Freunde kennenzulernen und möglichst auch deren Eltern.“ Auch ehrenamtliches Engagement in der Schule bieten eine gute Gelegenheit, in Austausch und Kontakt mit Lehrern und anderen Eltern zu sein. Einen Fehler haben Eltern hier entschieden zu vermeiden: sich auf die Seite der Lehrer zu schlagen. Eltern von Schulkindern haben die eindeutige Rolle der Vermittlers – zwischen Schulkind und Lehrpersonen. Oft hilft es dabei, sich an die eigene Schulzeit zurückzuerinnern.

Zu viel Kontrolle schadet

Auch wenn Erziehungsberechtigte über alles Wichtige informiert zu sein haben. Absolute Kontrolle ist nicht nur unmöglich, sondern schadet auch dem Vertrauen. Vertrauen kann man etwa beweisen, indem nicht jeden Abend nach gemachten Hausübungen gefragt wird.

„Kein Kind kann es leiden, kontrolliert zu werden“, meint Nachhilfe-Profi Roman Wimmer.„ Interesse zu zeigen ist allerdings zentral – und bildet die Basis eines guten Vertrauensverhältnisses.“

Auch Selbstorganisation kriegen Kinder irgendwann selbst hin. Und das Machen und Erkennen von Fehlern gehört auch hier zum Lernprozess. Nicht alle schulischen Aktivitäten sollte ihr Kind allerdings allein organisieren müssen. Eine gute Balance zwischen Freiraum und klarer Unterstützung bei Fragen und Unsicherheiten muss individuell gefunden werden.

Das gilt übrigens auch für den Elternsprechtag. Alle Lehrkräfte sollten nur dann besucht werden, wenn es wirklich notwendig ist. Das werden nicht nur Lehrer, sondern auch die Kinder danken. „Das Motto ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.‘ ist nicht immer der Hit“, meint Roman Wimmer. Auch hier kann es hilfreich sein, sich an die eigene Schulzeit zu erinnern.

Kinder Internet_
Wie wäre es mit Youtube als Mathe-Coach? Neue Medien spornen beim Lernen an und bieten interessante Möglichkeiten. Vorausgesetzt, sie lenken nicht vom Lernen ab.

Gefragt: ein digitaler Strategieplan

In einem heiklen Punkt allerdings lassen sich die Schulzeit von Mama und Papa und das Lernen anno dazumal so gar nicht ins Hier und Jetzt denken und umlegen: Handys, Tablets, Apps und Social-Media-Dienste gab es bis vor ein paar Jahren schlicht nicht. Eltern und Kinder sind hier gleichermaßen Lernende, wenn es um einen vernünftigen Umgang mit dem Smartphone geht.

Ein eigenes Handy empfehlen Pädagogen frühestens nach Ende der Volksschule. Und auch technikverliebten Eltern sollte es zu denken geben, dass viele der Tech-Gurus und Start-up-Milliardäre die Internetnutzung ihrer eigenen Kinder möglichst lang hinauszögern und auch möglichst überschaubar halten. „Als Eltern haben Sie das Recht, Grenzen zu setzen,“ meint David Arp. „Aber dieses Recht angemessen wahrzunehmen, wird schwieriger, je älter die Kinder werden.“ In ihren Elternseminaren schlagen David und Claudia den Teilnehmenden etwa einen „iKorb“ vor, in den alle elektronischen Geräte gelegt werden, wenn gemeinsam gegessen wird. Die Einrichtung dieses „iKorbs“ könnte auch auf die Lernzeit erweitert werden.

Youtube als Mathe-Coach?

„Idealerweise sollte das Handy während der Hausaufgaben und beim Lernen außer Reichweite sein. Wenn allerdings die Schule soziale Medien nutzt, um Aufgaben und Informationen weiterzugeben, wird das schwierig.“ Nachhilfelehrer Roman Wimmer rät, das Handy beim Lernen auf Flugmodus zu schalten oder ganz abzudrehen. YouTube allerdings wäre durchaus auch als Lernhilfe tauglich. „Vor allem Mathe-Videos auf YouTube sind der absolute Geheimtipp, wenn es darum geht, Formeln zu verstehen oder etwaige Rechengänge anwenden zu können.“ Auch zahlreiche Lern- Apps könnten helfen, das Schülerleben zu erleichtern. Wimmers Tipp: „Einfach mal im App Store browsen.“

Klar ist auch: Neue Dienste und Services verlangen möglicherweise neue Lösungen. Wichtig ist es auch hier, sich ernsthaft dafür zu interessieren, was die Kinder beschäftigt. Weshalb sich das Eltern-Coach- Paar David und Claudia Arp sicher ist: „Eltern, die einen ‚digitalen Strategieplan‘ haben, sind besser auf die unvermeidlichen Zusammenstöße vorbereitet, die es gibt, wenn ein Kind die Welt der sozialen Medien erobert. Wir schlagen deshalb vor, einen – gemeinsam ausgehandelten – Vertrag über Mediennutzung zu schließen. Das kann den Unterschied machen, ob ein Kind auf den Wellen der digitalen Welt zu segeln lernt oder in ihren Strudeln untergeht.“

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